Bockaufgang

Hallo ihr Lieben,

ich konnte mich leider längere Zeit nicht um meinen Blog kümmern, da ich voll im Lernstress der Abiturprüfungen war. Nun sind die schriftlichen Prüfungen jedoch hinter mir und die Zeit bis zu der Mündlichen werde ich nutzen, um mich wieder intensiv mit dem Schreiben zu beschäftigen.

Der 1.Mai ist bekanntlich das, für die meisten, wichtigste Datum im Jahr, denn die Jagd auf den Rehbock ist wieder auf (erlaubt). Auch ich habe die drei Monate Jagdpause durchgefiebert und konnte es kaum erwarten mich in den frühen Morgenstunden wieder auf meinen Lieblingssitz zu setzen. Ich habe in dieser Zeit jedoch nicht faul herum gesessen, nein, ich habe mit meinem Vater die Pirschwege hergerichtet, die Hochsitze frei geschnitten und repariert, im Revier meines Freundes das Rehwild gezählt und Böcke bestätigt.
In meinem Forstrevier ist das Bestätigen von Böcken sehr schwierig bis unmöglich, da man jeden Bock eigentlich! nur einmal vor bekommt. Nun konnte ich aber während einiger Ansitze im April einen kleinen, einstangigen Jährling (einjähriges männliches Reh) ausmachen, welcher sich immer in der gleichen Ecke herumtrieb, was mich darauf schließen ließ, dass er dort seinen Einstand hatte. Zum Aufgang der Bockjagd wollte ich gerne diesen Bock erlegen, da seine Gehörnentwicklung darauf schließen ließ, dass mit ihm etwas nicht in Ordnung war.
=> Bei dem Rehbock selektiert der Jäger nach schlecht entwickelten, abnormen Gehörnen, um dadurch starke, gesunde Böcke in ihrer Entwicklung zu stärken.

Früh morgens am 1.Mai klingelte mein Wecker schon um halb vier. Kriechend und quängelnd zog ich mich aus dem warmen Nest meines Bettes, denn die Vorfreude auf den Morgen und die Jagd überwog dem Drang meines Körpers wieder schlaff ins Bett zu fallen. Am Vorabend hatte ich schon alles zusammengepackt und bereit gelegt, sodass ich nur noch in die schön warmen Sachen schlüpfen musste. Meine Schwester sollte mich begleiten und so saßen wir dann gegen halb fünf auf dem Sitz. Leider zeigte sich außer dem aufsteigenden Nebel und einem Hasen nichts bis wir uns gerade auf gemacht hatten zum abbaumen (verlassen der Kanzel). Meine Schwester war bereits unten auf dem Boden als ich noch einmal meinen Blick über die Lichtung schweifen ließ. Moment! War da ein Pferd auf der rechten Schneise? Nein, nochmal die Augen reiben. Mein Herz begann zu rasen und ich konnte meine Freude kaum glauben. Da stand doch tatsächlich ein Rotschmaltier und zog friedlich in den Bestand hinein. Das erste Mal Anblick auf Rotwild in meinem kleinen Pirschbezirk.
An der Straße trafen wir dann auf meinen Vater der mit einem Jagdgast bei sich im Revier auf Jagd war und einen Jährling strecken konnte. Wir wünschten ihm ein herzliches Waidmannsheil, machten uns auf den Weg zur Försterei, wo wir uns über das Erlebte austauschten und ein kräftiges Frühstück zu uns nahmen. Danach war das Wetter so schön geworden, dass ich mich noch einmal auf den Sitz begab und fast vom Stuhl fiel als um halb elf das Rotschmaltier wieder vor mir stand. Es war die Ruhe selbst als es anfing die frischen Knospen und Blätter der Bäume zu äsen. So genoss ich noch für eine Stunde diesen Anblick und machte mich dann auf den Heimweg. Dabei wechselten vor mir über die Straße noch zwei Damspießer, die gemütlich am Straßenrand stehen blieben bis ich an ihnen vorbei fuhr und dann in meinen Bezirk wechselten. Einen schöneren Morgen hätte ich mir nicht vorstellen können!


 Da es am 1. nun mit dem Jagderfolg nicht geklappt hatte, begab ich mich abends am 3. mit meinem Vater raus. Noch während der Autofahrt begann es zu regnen was meiner Laune nichts gutes tat. Ebenso die Tatsache, dass uns der Wind von allen Seiten um die Nase wehte nachdem wir uns auf dem Sitz eingerichtet hatten. Aber jetzt hieß es abwarten. Langsam kroch mir die Nässe die Glieder hoch, mir wurde kalt und ich konnte nicht mehr still sitzen. In solchen Situationen bin ich froh meinen Vater mit zu haben, denn er beruhigt mich dann immer, sodass ich mich wieder entspannen und genießen kann. Nach eineinhalb Stunden sah ich plötzlich ein Schmalreh auf die Lichtung treten. Es versuchte sich ständig unter einem Busch vor dem Regen zu verstecken und trotzdem an das frische Gras zu kommen. Dies gelang nicht so richtig, weshalb es irgendwann in den Regen hinaustrat. Stocksteif stand es auf einer Stelle, rührte sich für fünf Minuten kein bisschen und sprang wie von der Tarantel gestochen ab. Ich war mir nicht ganz klar was passiert war. Hätte es Wind von uns bekommen, hätte es noch einmal in die Richtung geäugt wo es die Gefahr vermutet. So griff ich das Fernglas was um meinen Hals hing und spürte wie mein Herzschlag zu rasen begann, als ich im Schatten der Eichen ein Stück Rehwild sah. Ich war der Meinung eine kleine Stange zu erkennen, da ich mir jedoch nicht sicher war ließ ich das Stück näher kommen. Leider gab es ein kleines Problem. So gern ich auch richtig hätte ansprechen wollen, es ging nicht. Ich konnte das Glas einfach nicht ruhig halten, denn der Schlag meines Herzens übertrug sich auf meinen ganzen Körper. Für kurze Zeit verschwand das Stück dann in dem Busch, welcher auch dem Schmalreh schon Deckung gab. In der Zeit richtete ich mich mit der Waffe ein und wartete. Das Stück trat hinter dem Busch hervor und für einen kurzen Augenblick konnte man eine Stange blitzen sehen. Jetzt hieß es ganz ruhig bleiben und nicht hektisch werden. Die Waffe entsichert und eingestochen, den Puls beruhigen und als der Bock breit stand war ich soweit. Der Bock hörte den Knall wahrscheinlich nicht mehr und lag am Anschuss. Jetzt begann bei mir wieder das große gezittere bis ich mich einigermaßen gefangen hatte. Abbaumen, Hund und Hörner holen und den letzten Bissen brechen.
Kurz darauf stand ich dann vor dem Bock. Er erhielt seinen letzten Bissen und wurde von mir und meinem Vater, durch das Signal "Rehwild tot", verblasen. Leider ist dies eine Tradition bei der Jagd die kaum noch ausgeführt wird, obwohl es für mich immer ein absoluter Moment ist dem Stück damit die letzte Ehre zu erweisen.
Trotz dessen, dass es noch regnete setzte ich mich noch zu dem "Einstangigen" und genoss die abendliche Ruhe des Waldes.


Ich wünsche allen Jägerinnen und Jägern viel Waidmannsheil für die Bockjagdsaison!
Genießt die Ansitze mit dem Anblick von Hasen, Ricken und ihren frisch gesetzten Kitzen, Kibitzen, Eichhörnchen und noch reichlich viel mehr.

Horrido & Waidmannsheil,
Martje
                                            
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=> Wildsteckbriefe ( Informatives rund ums Thema Jagd)   
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